Eine Reha wird von vielen Menschen auch als Kur bezeichnet, tatsächlich sind eine Kur und eine Reha zwei verschiedene Dinge.

Kur: 

Eine Kur dient der Vorsorge und der Erhaltung der Gesundheit. Sie festigt den Gesundheitszustand und hilft, beginnende Beschwerden zu
beseitigen.

Schon früh erkannte der Mensch, dass er durch wiederholte Anwendungen
mit vorwiegend natürlichen Heilmitteln etwas Gutes für sich tun konnte,
sodass die ersten Kurorte bereits im Altertum und Mittelalter
entstanden.
Diese Kurorte zeichnen sich bis heute bspw. durch eigene Quellen mit Thermalwasser, Peloid oder ein eigenes Klima aus.

Im Vordergrund einer Kur steht somit die Entspannung sowie Wellness.

-> Kostenträger bei einer Kur ist die Krankenkasse

Reha:

Die Reha dient der Wiederherstellung der Gesundheit nach oder während einer Erkrankung, welche die Betroffene oder den Betroffenen seelisch,
körperlich oder geistig beeinträchtigt. Das Hauptaugenmerk wird auf den Erhalt der Erwerbsfähigkeit gelegt. Arbeitsunfähigkeit, Behinderung oder
Pflegebedürftigkeit sollen vermieden werden.

Reha und Kur unterscheiden sich darin, dass bei einer Reha die aktive Mitarbeit der Rehabilitandin oder des Rehabilitanden im Vordergrund
steht, welche für den Erfolg einer Reha-Leistung ausschlaggebend ist.

Die medizinischen Leistungen einer Reha sind vielfältig und können bspw. Physio-, Psycho- und Ergotherapie sowie Stressbewältigung,
Raucherentwöhnung und Ernährungstherapie beinhalten. Weiterhin werden wichtige Themen und Übungen für die Zeit nach der Reha vermittelt, die
dann später eigenständig zu Hause zur Stabilisierung weitergeführt werden können. Daneben ist die Verordnung von Nachsorgeleistungen
möglich, welche eine erneute Verschlechterung vermeiden und den Gesundheitszustand festigen sollen.

Klassisch wird die Reha stationär durchgeführt. Es ist aber auch möglich, eine Reha ambulant durchzuführen.

-> Kostenträger bei einer Reha sind alle gesetzlichen Kostenträger

(Quelle:  https://www.klinikgruppe-drv-bund.de/DE/reha_von_a_bis_z/reha_vs_kur/reha_vs_kur_node.html)

So nachdem nun die Begrifflichkeiten geklärt sind komme ich zu meinem eigentlichen Blogartikel.

Ich habe mich 2019 dazu entschieden eine Reha anzutreten. Bisher hatte ich nie eine Reha gemacht, es war also alles Neuland für mich. Schon den Antrag auszufüllen war eine Herausforderung, denn bei den vielen Fragen wusste ich oft nicht was ich schreiben soll.

Spoiler: mittlerweile bin ich ziemlich gut darin =)

Aufgrund von Corona hat sich dann alles ziemlich verzögert, sodass ich erst im September 2020 die Reha antreten konnte.

Ich ging ohne hohe Erwartungen in die Reha, und wurde doch maßlos enttäuscht. Medical gaslighting vom feinsten habe ich vom dortigen Chefarzt zu spüren bekommen. Ich war also heilfroh, dass ich nach 3 Wochen die Reha beenden konnte und habe mir geschworen, dass ich nie mehr eine Reha machen werde.

Spoiler: die nächste Reha folgte schon 4 Monate später

Nach meinem schweren Schub Dezember 2020 stand im Januar 2021 eine AHB (Anschlussheilbehandlung) an. Aufgrund meiner negativen Erfahrungen aus meiner Reha im September 2020, hatte ich natürlich sehr wenig Lust darauf. Corona machte alles noch schwerer, ich durfte nämlich nur 1 Stunde in der Woche Besuch empfangen. Mein Heimweh war so groß, dass meine Ärztin und ich nach 1 Woche beschlossen, meine sationäre Reha in eine ambulante umzuwandeln. Zum Glück spielten alle Beteiligten, vor allem der Kostenträger, mit und ich konnte so noch 4 Wochen eine ambulante Reha machen. Dort merkte ich dann auch, was einem eine Reha bringen kann. ich wurde ernst genommen, die Therapeuten und Ärzte hörten mir zu, und halfen mir das Bestmöglichste heraus zu holen. So kam ich zwar mit einer Teilerwerbsminderungsrente und einem höheren GdB aus der Reha zurück, aber mir ging es psychsich trotzdem wesentlich besser, als nach meiner 1. Reha.

Jetzt kommt bestimmt die Frage auf, wie oft darf man eigentlich in Reha gehen?

Generell stehen einem alle 4 Jahre eine Reha zu. Bei chronischen Erkrankungen, wie zB. MS auch alle 2 Jahre. Kommt es allerdings zu einer drastischen Verschlechterung des Gesundheitszustandes, kann eine Reha auch früher genehmigt werden.

Bei mir war es im Januar 2021 ja auch keine Reha sondern eine Anschlussheilbehandlung. Was ist da nun wieder der Unterschied?

Die Anschlussrehabilitation (AHB) ist eine ganztägig ambulante oder stationäre Leistung zur medizinischen Reha. Die Besonderheit dieser Leistung besteht darin, dass sie nur bei bestimmten Erkrankungen in Betracht kommt und sich unmittelbar (spätestens 2 Wochen nach der Entlassung) an eine stationäre Krankenhausbehandlung anschließt.

Im Sommer 2022 habe ich wieder bemerkt, dass mir eine erneute Reha gut tun würde. Meine MS hatte sich leider wieder verschlechtert und ich war mehr krankgeschrieben zuhause als arbeiten. So konnte ich im Oktober 2022 also erneut eine stationäre Reha antreten. Mein Heimweh war zwar die ersten Tage sehr präsent, aber ich wusste ja nun, wie eine gute Reha ablaufen kann. Ich bin für mich eingestanden und habe mit meiner Ärztin und meinen Therapeuten klar kommuniziert was ich mir von der Reha erhoffe und was gar nicht geht. Zum Beispiel wollte meine Ärztin mir Nordic Walking verordnen, da ich aber aufgrund von starken Schmerzen in der rechten hand die Walking Stöcke nicht so einsetzten kann, wie es sein sollte, habe ich diese Therapie abgelehnt. Dafür bin ich freiwillig aufs Laufband gestiegen. Wenn es mir das Sport Programm zuviel war, habe ich dies offen kommuniziert, ebenso habe ich den Wunsch geäußert, dass ich gerne 4 statt nur 3 Wochen bleiben möchte.

2024 werde ich wieder eine Reha beantragen, zum einen weil meine Erwerbsunfähigkeitsrente im Oktober 2024 ausläuft, aber auch, weil ich merke, dass eine Reha mir echt gut tut. Ich komme aus meinem Alltag raus, und kann mich wirklich voll und ganz mit mir beschäftigen. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten ist immer wieder schön. Klar, eine Reha ist kein Wellness Urlaub, die Zimmer sind keine Hotelzimmer und das Essen ist kein 4 Gänge Menü. Darüber muss man sich immer im Klaren sein. Wer mit solchen Ansprüchen in eine Reha fährt, wird klar enttäuscht werden. Auch haben die Therapeuten nicht immer die Kapazitäten für eine Einzeltherapie, viel wird heut zu Tage in Gruppentherapien gemacht, oder dann mit Apps und Computerprogrammen (Einzelphysio z.B.) Das ist sehr schade, aber auch hier machen sich einfach die Einsparungen der Kostenträger bemerktbar.

Grundsätzlich kann ich Jedem nur raten eine Reha zu machen. Macht euch euer eigenes  Bild davon, nur so könnt ihr feststellen, ob eine Reha für euch etwas ist oder nicht.

Und wusstet ihr übrigens, dass ihr ein Wunsch und Wahlrecht bei den Kliniken habt (Sozialgesetzbuch XI §8)? Ihr müsst nicht zwingend in die Klinik gehen, in die euch der Kostenträger schicken möchte. Gebt dies einfach auf eurem Antrag mit an, wenn ihr in eine bestimmte Klinik gehen möchtet.

Eine Antwort

  1. Hallo, ja ich kann dir zustimmen. Ich habe im Oktober 2023 eine AHB gemacht. Am Anfang war es sehr schwierig für mich, vielleicht war ich noch nicht ganz bereit nach meiner schweren Kopf OP, im Nachhinein war es aber gut. Heute weiß ich auch was ich bei einer nächsten Reha anders machen bzw. ich mich anders darauf einstellen würde. Nützt also die Möglichkeit wenn ihr die Chance bekommt.

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