Der Begriff Vigilanzstörung klingt nach Notaufnahme – und in vielen Fällen ist er das auch.
„Vigilanz“ beschreibt in der Medizin den Grad der Wachheit und Aufmerksamkeit eines Menschen. Ist diese Fähigkeit eingeschränkt, spricht man von einer Vigilanzstörung. Das reicht von Schläfrigkeit über Benommenheit bis hin zu Koma – je nachdem, wie stark die Bewusstseinsstörung ausgeprägt ist.
Was bedeutet das konkret?
Man unterscheidet drei Hauptstufen der Vigilanzstörung:
Somnolenz – übermäßige Schläfrigkeit, langsame Reaktionen, aber noch weckbar
Sopor – nur durch starke Reize (z. B. Schmerz) weckbar, keine Kommunikation mehr
Koma – kein Bewusstsein, keine gezielten Reaktionen mehr möglich
Vigilanzstörung bei MS – wann kommt das vor?
Im Alltag mit MS sind Vigilanzstörungen nicht typisch. Aber sie können in bestimmten Situationen doch auftreten, z. B.:
Bei einem schweren Schub mit Beteiligung des Gehirns (z. B. Enzephalitis)
Als Nebenwirkung starker Medikamente (z. B. hochdosiertes Kortison, Sedativa)
Bei Überhitzung oder Infekten (Uhthoff-Phänomen, Fieber)
In sehr fortgeschrittenen Krankheitsstadien oder bei Begleiterkrankungen
Oft wird eine extreme Fatigue von Betroffenen als „ähnlich“ beschrieben – aber medizinisch ist Fatigue keine Vigilanzstörung, sondern eine Form der tiefen körperlichen und geistigen Erschöpfung bei klarem Bewusstsein.
Wann wird es gefährlich?
Eine echte Vigilanzstörung ist immer ein medizinischer Notfall.
Wenn jemand plötzlich:
ungewöhnlich schläfrig oder verwirrt wirkt
kaum noch ansprechbar ist
das Bewusstsein verliert
→ dann sollte sofort ärztlich gehandelt werden. Es könnte sich z. B. um:
eine schwere Entzündung im Gehirn handeln
eine Infektion (z. B. Harnwegsinfekt oder Lungenentzündung)
oder eine stoffwechselbedingte Entgleisung
Fazit
Vigilanzstörungen sind selten, aber ernst.
Sie gehören bei MS nicht zu den typischen Symptomen – können aber in akuten Situationen auftreten und müssen dann sofort ärztlich abgeklärt werden.
Wichtig: Fatigue fühlt sich manchmal ähnlich an, ist aber nicht dasselbe. Wenn du dich nicht „nur müde“, sondern „abwesend“ oder „benommen“ fühlst – sprich es an!