Progredienz bedeutet im medizinischen Sinne Fortschreiten einer Krankheit, also, dass sich die Symptome oder der Zustand der Betroffenen langsam, aber stetig verschlechtern.
Im Zusammenhang mit Multipler Sklerose (MS) beschreibt Progredienz einen wichtigen Aspekt des Krankheitsverlaufs.
Denn MS kann nicht nur in Form von Schüben auftreten, sondern sich auch unabhängig davon allmählich verschlechtern – das nennt man progredienten Verlauf.
Bei einem progredienten Verlauf kommt es zu einer kontinuierlichen Zunahme von neurologischen Einschränkungen, ohne dass ein klarer Schub erkennbar ist. Das kann z. B. bedeuten:
die Gehstrecke wird kürzer
die Kraft in Armen oder Beinen lässt nach
Gleichgewicht und Koordination verschlechtern sich
Denk- und Konzentrationsfähigkeit nimmt langsam ab
Wichtig: Diese Veränderungen geschehen nicht plötzlich, sondern über Monate oder Jahre hinweg.
Die MS wird in verschiedene Verlaufsformen unterteilt, bei denen Progredienz eine zentrale Rolle spielt:
Primär progrediente MS (PPMS):
Von Anfang an langsam fortschreitend, ohne erkennbare Schübe
Betrifft ca. 10–15 % der Betroffenen
Sekundär progrediente MS (SPMS):
Entwickelt sich bei vielen Betroffenen nach einer schubförmigen Phase (RRMS)
Die Schübe werden seltener, aber die Behinderung nimmt dennoch stetig zu
Progredienz ist ein stiller, aber bedeutsamer Teil der MS.
Nicht jeder Schub bedeutet Fortschreiten – und nicht jede Verschlechterung ist ein Schub.
Den Unterschied zu kennen ist wichtig, um die Krankheit besser zu verstehen, richtig zu behandeln und den eigenen Verlauf im Blick zu behalten.