Neurofilamente sind strukturgebende Eiweiße im Inneren von Nervenzellen. Sie gehören zum sogenannten Zytoskelett . Sie stützen also die Nervenzelle und sorgen für Stabilität und Transport innerhalb des Axons (dem langen Fortsatz der Nervenzelle).
Bei Multipler Sklerose kommt es durch Entzündungen und Demyelinisierung nicht nur zu einer Schädigung der Myelinschicht, sondern oft auch zu einer Schädigung der Nervenzelle selbst, und dort besonders des Axons.
Wenn ein Axon beschädigt oder zerstört wird, werden Neurofilamente freigesetzt. Sie gelangen in die Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) und teilweise auch ins Blut.
Besonders interessant ist dabei der Neurofilament-Leichtkettenanteil, kurz NfL (Neurofilament light chain).
Was bedeutet ein erhöhter NfL-Wert?
Erhöhte NfL-Werte im Blut oder Liquor zeigen an, dass aktuell eine Schädigung von Nervenzellen stattfindet.
Sie treten besonders bei aktiven MS-Schüben, hoher Entzündungsaktivität im MRT oder rascher Krankheitsprogression auf.
Ein hoher NfL-Wert kann ein Frühwarnzeichen sein – auch wenn noch keine neuen Symptome auftreten.
Was man beachten sollte
NfL-Werte sind nicht MS-spezifisch! Sie steigen auch bei anderen neurologischen Erkrankungen (Alzheimer, Parkinson, ALS, …) oder im Alter an.
Die Werte müssen daher immer im Kontext betrachtet werden – z. B. zusammen mit MRT-Befunden, klinischen Symptomen und der Krankengeschichte.
Fazit
Neurofilamente – insbesondere NfL – sind ein vielversprechender Biomarker in der MS-Diagnostik und -Verlaufsbeobachtung.
Sie könnten in Zukunft helfen, Schübe frühzeitig zu erkennen, Therapien besser zu steuern und den Krankheitsverlauf individueller einzuschätzen.
Auch wenn sie aktuell noch nicht zur Standarddiagnostik gehören, könnten sie hoffentlich bald ein fester Bestandteil im MS-Management werden.