
Immunsuppressiva sind Medikamente die sich direkt auf das Immunsystem auswirken. Ihre Hauptaufgabe ist es, die übermäßige Aktivität des Immunsystems zu dämpfen oder zu unterdrücken (daher der Name: „immun“ für Immunsystem und „suppressiv“ für unterdrückend). Sie regulieren die fehlgeleitete Immunantwort herunter, um die Angriffe auf den eigenen Körper zu stoppen.
Wirkungsweisen bei MS
Es gibt verschiedene Klassen von Immunsuppressiva, die auf unterschiedliche Weise in das Immungeschehen eingreifen. Die Wirkansätze lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Reduktion von Immunzellen: Einige Medikamente verringern die Anzahl der Immunzellen (insbesondere der T- und B-Lymphozyten), die maßgeblich an den entzündlichen Prozessen bei MS beteiligt sind.
- Blockade der Blut-Hirn-Schranke: Andere Wirkstoffe verhindern, dass aggressive Immunzellen aus der Blutbahn in das Gehirn und Rückenmark eindringen können. Sie wirken quasi als „Türsteher“ an der Blut-Hirn-Schranke.
- Gezielte Modulation: Moderne Therapien können ganz bestimmte Typen von Immunzellen, die bei der MS eine Schlüsselrolle spielen, gezielt erkennen und in ihrer Funktion hemmen oder sie entfernen.
Therapeutische Ziele
Der Einsatz von Immunsuppressiva in der MS-Therapie verfolgt klare Ziele:
- Reduktion der Schubrate: Die Häufigkeit und Schwere von Krankheitsschüben sollen signifikant verringert werden.
- Verlangsamung der Krankheitsprogression: Das Fortschreiten von bleibenden Behinderungen soll aufgehalten oder verlangsamt werden.
- Kontrolle der Entzündungsaktivität: Die Bildung neuer Entzündungsherde (Läsionen) im Gehirn und Rückenmark, die im MRT sichtbar sind, soll unterbunden werden.
Wichtige Hinweise
Da Immunsuppressiva die allgemeine Aktivität des Immunsystems herabsetzen, kann die Anfälligkeit für Infektionen erhöht sein. Aus diesem Grund sind regelmäßige ärztliche Kontrollen und Blutuntersuchungen ein sehr wichtiger Bestandteil der Behandlung. Dadurch können die Wirksamkeit der Therapie überwacht und mögliche Nebenwirkungen, wie beispielsweise Veränderungen von Blut- oder Leberwerten, frühzeitig erkannt werden.
Die Wahl eines spezifischen Immunsuppressivums ist immer das Ergebnis einer sorgfältigen und individuellen Abwägung von Nutzen und potenziellen Risiken, die von Patient*innen gemeinsam mit dem behandelnden ärztlichen Fachpersonal getroffen werden sollte.