Was ist der JC-Virus, und in welcher Verbindung steht dieser zur MS?
Das John-Cunningham-Virus, kurz JC-Virus, ist ein sehr weit verbreitetes Virus. Etwa 50-60% aller Erwachsenen trägt es in sich, meist schon seit der Kindheit, ohne es jemals zu bemerken.
Bei einem gesunden Immunsystem bleibt das Virus inaktiv. Es lebt unbemerkt in den Körpern, z.B. Nieren, Mandeln oder Knochenmark, und verursacht keinerlei Probleme.
Das JC-Virus hat auch erstmal keinerlei Einfluss auf die MS Erkrankung, es wird erst dann wichtig, wenn es um eine verlaufsmodifizierende Therapie geht.
Viele MS Medikamente wirken sich direkt auf das Immunsystem aus, sie beeinflussen oder unterdrücken es.
Hierbei kann es dann passieren, dass das JC-Virus nicht mehr so gut „in Schach“ gehalten werden kann, bzw. es sich auch wieder reaktiviert.
Aber warum kann das nun zum Problem werden?
Wenn das JC-Virus reaktiviert wird und ins Gehirn wandert kann es eine sehr seltene aber ernste Gehirninfektion auslösen, eine PML (Progressive Multifokale Leukoenzephalopathie).
Eine PML zerstört die weiße Substanz des Gehirns, ähnlich wie MS, aber sehr viel aggressiver, und kann zu schweren bleibenden Behinderungen oder sogar zum Tod führen.
-> Hierbei nochmals wichtig, eine PML ist sehr selten, aber da sie so schwerwiegend verlaufen kann, wird das Risiko sehr ernst genommen.
Bevor man also eine Therapie beginnt, bei der es zu einer PML kommen könnte, wird immer zuerst ein Bluttest gemacht und der JC-Virus-Antikörper-Status gecheckt.
Bei einem negativen Bluttest hat man, vermutlich, noch keinen Kontakt zum JC-Virus gehabt und das Risiko einer PML ist extrem gering. Der Bluttest sollte aber in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, denn eine Ansteckung kann natürlich jeder Zeit erfolgen.
Was macht man aber, wenn der Bluttest positiv ist? Darf ich dann keine Medikamente nehmen?
Ist der Bluttest positiv, wird zusätzlich der Titer (Index-Wert) bestimmt.
Dieser Wert gibt an, wie stark die Immunantwort auf das Virus ist, also wie viele Antikörper man hat.
Dabei wird unterschieden in
- niedriger Index: unter 0,9 ; geringes Risiko für eine PML
 - hoher Index: über 1,5; höheres Risiko für eine PML
 
Bei einem niedrigen Titer kann also auch eine Therapie begonnen werden, es muss nur wie bei einem negativen Bluttest regelmäßig überprüft werden, ob sich der Titer ändert. Sollte dieser sich erhöhen muss das Risiko-Nutzen-Verhältnis der Therapie neu überdacht werden.
Bei einem hohen Titer sollte auf eine andere Therapie ausgewichen werden, die kein erhöhtes PML Risiko hat.
Heutzutage ist es zum Glück so, dass es sehr viele Medikamente gibt, die kein erhöhtes PML Risiko haben, und somit auch von Patient*innen genutzt werden können die JC-Virus positiv sind.