„Willst du dann in Rente bleiben, oder hast du noch andere Pläne?“

Diese Frage wurde mir am Wochenende gestellt, und lässt mich seitdem nicht mehr in Ruhe. 

Schon lange bin ich mit meiner Situation am hadern.

In Frührente sein, kann auch ganz schön belastend sein. 

Die Kehrseite, die viele nicht sehen:

  • fehlende Struktur
  • soziale Distanzierung
  • Abhängigkeit
  • Gesellschaftlicher Druck
 

Gerade als junge Person (2022 kam ich mit 34 Jahren in die volle EU-Rente) ist Frührente nichts, was man so auf seiner Bucketlist hat. Da steht eigentlich Karriere, finanzielle Unabhängigkeit und Freizeit die man selbst gestalten kann.

Mit dem Eintritt in die Frührente ist dies erst mal weg. Denn was zu einer Frührente führt, sind ja meist Erkrankungen oder ein Unfall. 

Man muss also erst einmal lernen, mit der neuen Situation zurecht zu kommen.

Ja am Anfang war es für mich eine Erleichterung. Ich konnte mich ganz in Ruhe auf meine Gesundheit konzentrieren. 

Und das ist tatsächlich einer der wenigen Vorteile, die eine Frührente hat. Man kann den Fokus auf die wichtigen Dinge legen. Setzt natürlich voraus, dass die Gesundheit das Wichtigste ist.

Aber mit dem Eintritt in die Frührente kommen auch Probleme auf, die vorher nicht so präsent waren: fehlende Struktur.

Klar wird durch Arzttermine und regelmäßige Therapietermine die Woche etwas strukturiert, aber der Alltag ist eben ein anderer.

Während mein Mann morgens zur Arbeit geht, bleibe ich zuhause. Alleine….

Auf einen Kaffee in die Stadt und mit Jemanden treffen?  – > nein, denn der Familien- und Freundeskreis arbeitet ja auch.

Ich versuche meinen Alltag also so zu strukturieren, dass ich Haushalt und Gesundheitsmanagement als meinen Job ansehe und versuche alles in der Zeit zu erledigen, in der ich alleine bin. So habe ich zumindest abends noch Zeit für Familie und Freunde.

Aber oftmals fehlt mit dann wieder die Energie…. Denn ich bin ja nicht aus Spaß an der Freunde in Frührente, sondern weil es Notwendig ist.

Aber oftmals wird diese Notwendigkeit noch von einem anderen Fakt beeinflusst: dem Geld

Um in Frührente gehen zu „können“ (Wobei das Wort „können“ fehl am Platz erscheint), muss man erst einmal lange genug gearbeitet haben. Wenn dies nämlich nicht der Fall ist, dann gibt es auch keine finanzielle Unterstützung. Und wie wir ja alle wissen, lassen sich Krankheiten oder Unfälle immer super planen. (Ironie).

Ja, ich habe zum Glück lange genug einbezahlt und ich hatte vor der Diagnose zum Glück eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. 

Aber ohne meinen Partner könnte ich nicht so leben, wie ich es aktuell tue.

Und das ist ein Fakt, der ziemlich an mir nagt. Nicht nur dass ich abhängig von meinem Partner bin, nein ich bin auch abhängig von allen Menschen, die in die Rentenversicherung einzahlen. 

Und ja, mir ist das unangenehm. 

Und zu dem Fakt, dass ich damit eh schon ein Problem habe, wird es mir auch oft genug gesagt.

Nicht direkt ins Gesicht, aber auf Social Media kann man sich ja gut hinter einem Profil verstecken.

Von Faul über Sozialschmarotzer bis hin zu Lügner, darf man sich da ganz schön viel anhören.

Man ist psychisch also schon oft sehr weit unten, da lässt es sich ja dann nochmals gut nachtreten.

Ich möchte gerne wieder mehr arbeiten…. Ja mehr…, denn auch in meiner Frührente arbeite ich, damit ich doch was zu unseren Finanzen dazu tun kann.

Aber ich kann eben nur in einem Rahmen arbeiten, der ohne Unterstützung nicht zum leben reicht.

Um also auf die oben gestellte Frage zu antworten:

Ich möchte gerne wieder mehr arbeiten und ich möchte finanziell unabhängiger sein. 

Aber zum jetzigen Zeitpunkt weis ich nicht, wie ich das gesundheitlich schaffen soll.

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