Dieses Thema hat mich in den letzten 2 Jahren sehr beschäftigt. Denn, wie Schmerzen, gehört die Fatigue zu den unsichtbaren Symptomen der MS. Unter dem Namen können sich die wenigsten was vorstellen. Fatigue kommt aus dem französischen und bedeutet übersetzt : müde.
Aber dieses Verb drückt nicht annähernd aus, wie sich dieses Symptom tatsächlich anfühlt. Wenn ich versuche die Fatigue zu beschreiben nutze ich gern folgendes Beispiel:
Stell dir vor du bist richtig stark erkältet, mit Fieber über 39 Grad. Du kannst nicht klar denken, bist einfach nur fertig, jede kleine Bewegung ist anstrengend und du willst nur schlafen. Aber selbst wenn du geschlafen hast, bist du noch genau so fertig wie vorher.
So in etwa fühlt sich Fatigue an.
Personen die unter Fatigue leiden, können ihren Akku nicht mehr voll aufladen. Durch viele Pausen schaffen wir es, den Tag zu meistern. Aber unser Akku geht eben sehr schnell leer. Deshalb muss gut überlegt sein, für welche Aktivitäten nutzen wir unsere Energie. Und unter Aktivitäten meine ich jetzt keine stundenlange Wanderungen, sondern auch einfachste Sachen wie duschen, staubsaugen etc.
Es gibt, zumindest bei mir, auch Tage an denen mir mehr Energie zu Verfügung steht wie an anderen. Aber es kann auch sein, dass es mir nach einem richtig anstrengenden Tag auch mehrere Tage sehr schlecht geht.
Was mich am meisten stört: wenn ich sage, dass ich eine Pause brauche und dann folgende Sätze kommen:
– Geh doch einfach früher schlafen
– Ich bin heute auch müde, das ist man mal
– Du musst dich nur mehr bewegen
– Du bist doch noch so jung, da hat man doch Energie
– Sei nicht so faul
Solche Kommentare sind nicht sehr hilfreich und auch verletzend.
Gerade durch Corona hat die Krankheit aber mehr Beachtung bekommen. Denn auch ohne MS kann man an Fatigue leiden.
Nach einer Corona-Erkrankung leiden viele Patienten an Longcovid, was vergleichbar mit der Fatigue ist. Aber auch viele Krebspatienten oder Personen mit anderen chronischen Krankheiten leiden unter Fatigue als Begleitsymptom.